Naturwein ist in aller Munde. Sowohl physisch als auch im übertragenen Sinne. Aber was ist denn bloß Naturwein? Ist nicht jeder Wein ein Naturprodukt? Die Naturwein-Produzenten sagen hierzu eindeutig nein. Pur Südtirol wagt einen Blick in unwegsames Gelände und will den Begriffsdschungel entwirren.
Es kursieren viele Namen in der Weinszene – darunter Naturwein, lebendiger Wein, vin naturel, vin vivant, raw wine, natural wine, orange wine, vino vero und so weiter und so fort. Die Namensgebung hat mehr oder minder eine Gemeinsamkeit, nämlich natürlich & lebendig. Die Vielfalt der Namen mag gleichzeitig aber auch auf die Komplexität des Themas schließen lassen. Das Thema Naturwein lässt sich sicherlich schlecht auf eine einzige Definition reduzieren. Und doch bedarf es eines gemeinsamen Nenners! Es könnte dies folgender sein: Ein Produkt, das möglichst nahe oder im Einklang mit der Natur steht bzw. entstanden ist. Ein Produkt, das kein Kind der Industrialisierung oder Lebensmittelchemie ist. Ein Produkt in dem – im übertragenen Sinne am altbekannten Beispiel des Joghurts – nicht ein Schimmelpilz für das Erdbeeraroma verantwortlich ist. Vin naturel entsteht und wird in seiner Entstehung vom Mensch, dem Kulturschaffenden, begleitet. Ein Wein, der „gesund“ zu trinken, der Lebensmittel ist und den Geist erweitert und nicht abstumpft. Wie Günther Hölzl vom Meraner Weinhaus außerdem sagt, sei die Leitvision ein qualitativ hochwertiger Wein, der sein Terroir und seine Geschichte unverfälscht widerspiegle. Es sind die biologischen und biodynamischen Betriebe, die den Faden aus dem Weinberg weiter in den Keller zeichnen und für den Grundsatz des Gleichgewichtes, Gleichgewicht in Flora und Fauna stehen. Das innere Gleichgewicht der Traube garantiert eine minimale Intervention während des Weinausbaus. Naturweine im derzeitigen Sinne kommen also primär von biologisch und
biodynamisch arbeitenden Betrieben, die Gärung findet spontan und ohne Zugabe von Reinzuchthefen statt, in der Regel werden die Weine nicht filtriert und leben mit einer geringen oder gar keiner Schwefeldosage.
Die Basis des oben beschriebenen Weines ist ein ausbalanciertes, qualitativ hochwertiges Traubengut. Zudem braucht es Zeit, denn auch im Wein gilt: Zeit heilt Wunden. Je früher und schneller der Wein nach der Ernte auf den Markt muss – d. h. noch im selbigen Jahr der Ernte oder ca. bis März des Folgejahres – desto mehr önologische Hilfsmittel müssen den natürlichen Prozess beschleunigen. Und zu guter Letzt braucht es, um einen natural wine entstehen zu lassen, einen fähigen und sensiblen Winzer, der „falsche“ Wege des Weins frühzeitig wahrnimmt und bei Bedarf interveniert.
Sicher ist, bei den sogenannten natural wines handelt es sich durchwegs um individuelle Weine und damit um Weine, die durchaus auch von Jahr zu Jahr deutlich unterschiedlich ausgeprägt sein können. Doch genau das macht auch deren Reiz aus, denn hinter den Weinen stehen immer Persönlichkeiten, die viel probieren, die ihren Weinberg kennen, die die Natur wertschätzen und diese als oberstes Gut verstehen.
Die Winzer haben inzwischen ausgelotet, was tatsächlich funktioniert und gelernt, wie Reduktion möglich ist, die trotzdem noch schmeckt. Aus diesem Grund besetzen manche Erzeuger von „natural wines“ jetzt eine feste Nische am Markt und positionieren sich nicht mehr allein durch ihre Neuigkeit und Antihaltung. Diese Gewächse sind erwachsen geworden und haben sich ohne Zweifel etabliert.
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